ehem. Liedertafel Luzern
Die Liedertafel Luzern entstand durch die Fusion des seit 1846 unter dem Namen Harmonie Luzern bestehenden ersten und des unter dem Namen Frohsinn Luzern 1861 gegründeten zweiten Männergesangsvereins der Stadt Luzern. Am 15. Januar 1869 beschloss eine Mitgliederversammlung mit 63 anwesenden Mitgliedern beider Vereine den Zusammenschluss zum Männergesangsverein mit dem neuen Namen Liedertafel Luzern. Als kleine Reminiszenz darf erwähnt werden, dass die Harmonie 1868, kurz vor der Fusion, der damals zu Besuch weilenden Britischen Königin Victoria auf dem Gütsch ein Ständchen darbringen durfte, was auf sehr grosses Wohlwollen fiel.
Zusammen mit dem Städtischen Konzertverein (Oratorienchor), früher Cäcilienverein der Stadt Luzern, und dem Luzerner Sinfonieorchester (bis 1997 AML, heute LSO) gehört die Liedertafel seit ihrem Bestehen zu den bedeutenden Förderern des Musiklebens der Stadt Luzern. Unter insgesamt 17 Dirigenten, darunter illustre Namen wie Peter Fassbänder, Robert F. Denzler, Richard Boer, Max Hengartner, Otto Kreis, Paul Forster u.v.a.m., hat die Liedertafel in den 135 Jahren ihres Bestehens die Kultur des Männerchorgesangs in Luzern geprägt. In weit über hundert Konzerten, als Gemeinschaftskonzerte mit Männer-, Frauen und Jugendchören, als Konzerte mit Orchester oder a capella, sogar als Opernaufführungen und natürlich an unzähligen eidgenössischen, kantonalen und regionalen Gesangsfesten, hat die Liedertafel vorwiegend das klassische Repertoire der Chorliteratur manchem Bewohner der näheren und weiteren Umgebung von Stadt und Kanton Luzern nähergebracht (Details siehe Quellen).
Die Liedertafel war aber nicht nur ein Gesangverein. Die 36 Präsidenten und ihr Vorstand haben schon im 19. Jahrhundert ein reges gesellschaftliches Programm entwickelt, so u.a. mit Familienausflügen, einem Gesellschaftsball (der sog. Cäcilienfeier), Herrenabenden, Sängertreffen mit in- und ausländischen Chören und Totengedenkfeiern. Bis in die 1930er Jahre gab es sogar noch einen zweiten Ball, ursprünglich Gründungsfeier, später Fastnachtsabend genannt. Speziell zu erwähnen sind zudem die ungezählten Sängerreisen, die meisten davon ins europäische Ausland. Aus heutiger Sicht war die erste Reise 1882 (drei Monate nach Eröffnung des Gotthard-Bahntunnels) mit 43 Aktiven und 14 Passiven nach Lugano-Mailand-Genua schon fast eine Weltreise. Dabei fanden an fünf Orten noch Konzerte und am Mittelmeer ein Empfang des Schweizer Konsuls und eine Meerfahrt statt. Die längste Auslandsreise absolvierte der Chor 1925 mit 91 Sängern während 13 Tagen nach Algerien.
Neben den offiziellen Vereinsanlässen entwickelte sich im Laufe der Jahre und Jahrzehnte eine Kultur der Unter- und Nebengruppen, welche zwar nicht im Verein integriert waren, aber nach Meinung kompetenter Mitglieder dem Wohl der Sänger und dem Chor zur Kameradschaftspflege dienten. Zu erwähnen sind hier die Turner-, Velo- und Wandergruppe, die Jassmeisterschaften und nicht zuletzt der 1950 gegründete Veteranenbund, welcher meist über 65-jährige Sänger, ehemalige Sänger und Witwen von Sängern umfasst und jährlich mehrere Anlässe und Ausflüge organisiert.
Ein Meilenstein in der Geschichte der Liedertafel Luzern war der Bau eines eigenen Vereinslokals im Dachstock des ältesten Schulhauses der Stadt Luzern im Süesswinkel/Eselstall. Nach jahrelanger Suche und Planung fand 1981 im Beisein einer Delegation des Stadtrates von Luzern die Eröffnung der Liedertafel-Stube statt, welche seither Zeugin unzähliger vereinsinterner, privater und externer Anlässe wurde.
Bedingt durch den immer stärkeren Mitgliederschwund von einst 189 Aktiv-Mitgliedern (1909) auf weit unter 100 in den Jahren um die Jahrtausendwende wie auch durch mangelnden Nachwuchs an Sängern, sahen sich die aktiven Vereinsmitglieder schweren Herzens gezwungen, mit einem ehemaligen «Konkurrenzchor», dem Männerchor Luzern, zu fusionieren. Der Luzerner Chor besteht nun seit 2004 und versucht, in der Musikstadt Luzern seinen Platz zu behaupten.
Quellen:
- Dr. Peter Beck: Aus der Luzerner Geschichte 100 Jahre Liedertafel (Schriftenreihe Luzern im Wandel der Zeiten Heft 45, Kommissionsverlag Eugen Haag Luzern 1969)
- Dr. Peter Beck: 125 Jahre Liedertafel (Liedertafel Luzern 1994)
Dirigenten ehem. Harmonie-Frohsinn 1846-1869
1846-1861 | J.L. Kaufmann |
1861-1865 | Eduard Mertke |
1865-1869 | Gustav Arnold |
Dirigenten ehem. Liedertafel Luzern seit 1869
Periode | Name |
1869 - 1874 | Gustav Arnold |
1874 - 1882 | Christoph Schnyder |
1882 - 1890 | Hans Kaufmann |
1890 - 1893 | Dirigentenkrise |
1893 - 1895 | Willem Mengelberg |
1895 - 1912 | Peter Fassbänder |
1912 - 1915 | Robert F. Denzler |
1915 - 1924 | Richard Boer |
1924 - 1928 | Dr. Alfred Wassermann |
1928 - 1941 | Max Hengartner |
1941 - 1959 | Otto Kreis |
1960 - 1981 | Paul Forster |
1981 - 1988 | Markus Zemp |
1988 - 1997 | Pirmin Lang |
1997 - 2001 | Elisabeth Egle |
2001 - 2003 | René Limacher |
Präsidenten ehem. Harmonie-Frohsinn Luzern 1846-1869
1846-1861 | Niklaus Rietschi, Oberschreiber |
1861-1865 | Abraham Stocker, Oberst |
1865-1869 | Eduard Röthelin |
Präsidenten ehem. Liedertafel Luzern seit 1869
1869 - 1873 | Xaver Wechsler, Regierungsrat |
1873 - 1876 | Dr. Johann Winkler, Fürsprecher, später Bundesrichter |
1876 - 1882 | Melchior Schürmann, Gerichtsschreiber |
1882 - 1883 | Johann Burri, Fürsprecher |
1883 - 1884 | Melchior Schürmann |
1884 - 1885 | Gustav Bossardt, zum "Adler" |
1885 - 1886 | Abraham Egger, Bankdirektor |
1886 - 1892 | Dr. Franz Bucher, später Nationalrat |
1892 - 1893 | Dr. J. Pfister, Augenarzt |
1893 - 1906 | Dr. Robert Zingg, Fürsprecher, später Oberrichter |
1906 - 1917 | Otto Kurzmeyer, städtischer Polizeidirektor |
1917 - 1919 | Dr. Hermann Stocker, Advokat |
1919 - 1920 | Anton Roelli, Regierungsrat |
1920 - 1926 | Theodor Ottiger, Stadtschreiber |
1926 - 1931 | Dr. Ernst Hellmüller, Advokat |
1931 - 1935 | Ernst Ruckstuhl, Rektor Sekundarschule |
1935 - 1937 | Dr. August Ackermann, Redaktor |
1937 - 1942 | Theodor Ottiger |
1942 - 1946 | Emil Naef, Geschäftsleiter AKV |
1946 - 1949 | Adolf Vallaster, Architekt |
1949 - 1953 | Niklaus Geisshüsler, Stadtschreiber |
1953 - 1957 | Dr. Fritz Tuor, Zahnarzt |
1957 - 1962 | Rudolf Herzog, Sekundarlehrer |
1962 - 1965 | Dr. Hans Moser, Amtsstatthalter |
1965 - 1970 | Walter Ottiger, Prokurist |
1970 - 1974 | Josef Bissig, Prokurist SKA |
1974 - 1978 | Heini Schwegler, Kaufmann |
1978 - 1982 | Walter Abegglen, Dienstchef SUVA |
1982 - 1986 | René Troxler, Masch-Ing. |
1986 - 1990 | Markus Odermatt, stv. Direktor SBG |
1990 - 1994 | Alex Hahn, Garagist |
1994 - 1998 | Max Aregger, Prokurist SBG |
1998 - 1999 | Alex Hahn, Garagist |
1999 - 2001 | Guido Stucki, pens. Kantonsschullehrer |
2001 - 2003 | Antonio Simoes, Goldschmied |
2003 - 2004 | Rolf Amberg, Chem. Ing. |